Frank Schumacher ist Leiter der Abteilung Fotografie am Lette Verein Berlin. Jetzt hat er die provokante Frage, ob man heute überhaupt noch Fotografie ausbilden muss, klar mit „JA!“ beantwortet. Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem Interview mit dem Fachmagazin PHOTONEWS von Juni 2018:
Anna Gripp/PHOTONEWS: Du hast als Student und Professor Erfahrung an Hochschulen sammeln können. Was hat Dich an einer Berufsfachschule wie dem Lette-Verein gereizt?
Frank Schumacher: Die Vielgestaltigkeit. Anders als an den meisten Hochschulen mit einzelnen Klassen oder Stilrichtungen ist die Ausbildung hier vergleichsweise breit aufgestellt. Die Ausbildung ist erst einmal handwerklich orientiert und hat sich durch das dritte Jahr seit den 90er Jahren geöffnet in Richtung freies und konzeptuelles Arbeiten im Designprozess. Ich fand, darin liegt ein gewisses Potential und es ist auch gut, dass diese Ausbildung nach drei Jahren beendet ist. Auch wenn viele Studiengänge aufgrund der Umstellung auf Bachelor und Master wesentlich schulischer geworden sind, kann man sich im Studium verlieren. Hier muss man in der Regel in drei Jahren mit allem durch sein. Gerade dieses andere System hat mich zunächst gereizt, wobei ich auch Elemente aus meiner Hochschulerfahrung mit einbringen wollte, um zu sehen, wie man aus beiden Systemen das Beste unter den gegebenen Rahmenbedingungen herausholen kann.
Und ist das gelungen? Seit letztem Jahr wurde die Fotografie-Ausbildung ja nochmals verändert.
Das war ein Prozess, ein Bohren harter Bretter. Seitdem ich hier tätig bin, habe ich immer wieder kleine Dinge verändert. Zum Beispiel ein zusätzliches Fach eingeführt, so dass Schüler eine freie Arbeit innerhalb eines fotografischen Sujets umsetzen konnten. Dann kam Visuelle Kultur als Theoriefach hinzu, um der Auseinandersetzung mit Fotografie und Filmtheorie eine Plattform für den Diskurs zu ermöglichen. Und zusätzlich zu ihrem Hauptfach Fotografie-, Kunst und Mediengeschichte lehrt Dr. Katharina Hausel seit einigen Jahren auch das Fach Bildgestaltung in der Theorie. Die handwerkliche Ebene sollte als Schwerpunkt bleiben, aber gestalterische Parameter, Theorie, Konzeption und berufsspezifische Qualifikationen zur Ausbildung einer Fotografenpersönlichkeit gestärkt werden. Unsere Absolventen sollten verstärkt in der Lage sein, eigenständig konzeptionell zu arbeiten, auch im angewandten Bereich. Ich denke das ist heute sehr wichtig. Insbesondere im Kontext der Digitalisierung der Fotografie in Produktion und Distribution reicht es nicht mehr aus, alleine die Technik gut zu beherrschen.
Hier lesen Sie das ganze Interview, das uns freundlicher Weise vom Fachmagazin Photonews für unsere Homepage zur Verfügung gestellt wurde: Photonews_Interview_Schumacher