Museum für Fotografie: Der Fotograf. Sonderausstellung in Kooperation mit dem Lette Verein

Felicia Feith Maidie

In der Sonderausstellung im Museum für Fotografie treten aktuelle künstlerische Positionen in einen offenen Dialog mit dem Nachlass eines Amateurfotografen – Kurt Rohde (1920–1996) – und damit in eine ästhetische wie kritische Auseinandersetzung mit Fotopraktiken im Angesicht der digitalen Transformation und dem Umgang mit Archiven.

Fotografien erscheinen meist statisch. Eingebunden in Zirkulationsprozesse jedoch können sich ihre Bildaussagen wandeln. Selbst in Archiven sind sie selten nur mit einer einzigen Erzählung verbunden. Besonders deutlich wird das bei künstlerischen Interventionen in archivierte Bestände, die bisher wenig Sichtbares hervorholen und neue Zugänge schaffen können. Eine solche Intervention ist auch das Ausstellungsprojekt Der Fotograf. Ein Blickwechsel.

 

Am Anfang stand dabei die Begegnung von Fotografie-Schüler:innen des Berliner Lette Vereins mit einem Konvolut, das lange still im Depot der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek lag: der Nachlass des Amateurfotografen Kurt Rohde. Der 1920 in Berlin geboren Rohde hat vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod 1996 intensiv mit verschiedenen Kameras fotografiert und seine Bilder selbst in der Dunkelkammer vergrößert.

Nun wurden die vielfältigen Aufnahmen des Fotografen zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Intervention von Fotografie-Schüler:innen des Berliner Lette Vereins. In ihren Arbeiten bringen sie die Bilder und ihre Ordnungsprinzipien wieder in Bewegung, führen deren Narrationen an die Grenzen und zeigen ihre Brüchigkeit auf: Was sehen wir in diesen Fotografien, ohne bestimmte Kontexte und Hintergründe zu kennen? Blicken wir heute anders auf die Sujets? Wie wird in Rohdes Bildern die historische Gegenwart sichtbar? Und wie liest eine Maschine die Fotografien? Welche Bildinformationen werden dabei als wichtig erachtet?

Die neun Künstler:innen beschäftigen sich unter anderem mit Körpervorstellungen und ihren Präsentationsformen, fragen nach den Erzählungen der Bilder und ihren Leerstellen und erproben maschinelle Übersetzungsmodi. Auch das Archivieren selbst und Konzepte des Bewahrens werden zum Thema gemacht. Dabei treffen Collage und Montage auf Animation und machine learning, bewegte Bilder auf den fixierten Moment. Analog trifft digital und Raum trifft Fläche.

Ein Projekt von und mit Anton Alexej Andrén, Lula Bornhak, Felicia Feith, Lisa Koch, NiKA, Vanessa Alica Kunert, Luis Jonas May, Veronika Rehm und Robin C. Wolf.

Die Arbeiten entstanden im Rahmen der Ausbildung im Lette Verein zum Thema „Found Footage“ unter der Anleitung von Sara-Lena Maierhofer.

Kuratiert von Sara-Lena Maierhofer, Katja Böhlau, Patrick Knuchel und Benjamin Kummer.

Museum für Fotografie

Jebensstraße 2, 10623 Berlin
Di + Mi 11 – 19 Uhr, Do 11 – 20, Fr – So 11 – 19 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 29. Juni 2023, 18 Uhr mit Grußwort des Abteilungsleiters der Ausbildung Fotografie, Frank Schumacher.

Bis 17.09.2023

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