» Man spricht hier auf Augenhöhe «

© Ruprecht Stempell

© Ruprecht Stempell

Bettina Fichtner ist seit Frühjahr 2018 neue Deutschlehrerin im Lette Verein Berlin und unterrichtet in den Ausbildungsgängen Ernährung und Versorgung, Metallographie, PTA und in den Willkommensklassen.

 

 

 

Wie ist Ihre Bilanz nach rund zwei Monaten im Lette Verein?

Ich empfinde es hier als sehr, sehr angenehm. Schon der Einstieg war besonders, weil es eine richtige Einarbeitung gab. Es ist toll, hier zu arbeiten, weil es überwiegend kleine Gruppen mit maximal 25 Schüler*innen sind, die ich unterrichte. So kann ich mich intensiver mit den individuellen Anforderungen beschäftigen. Eine spannende Besonderheit ist der Unterricht in den Willkommensklassen. Manche Schülerinnen müssen zunächst einmal die Buchstaben neu lernen. Ich habe großen Respekt davor, denn ich stelle mir vor, wie schwer es für mich wäre, zum Beispiel die Zeichen der persischen Sprache Farsi zu lernen.

Was reizt Sie an der Aufgabe, Deutsch zu unterrichten?

Es ist eine bereichernde Erfahrung, mit jungen Menschen zusammen zu arbeiten und sie auf dem Weg in die berufliche Zukunft zu unterstützen. Sprache ist ein hohes Gut, das die gesellschaftliche Position auch in beruflicher Hinsicht stärkt. Wenn man sie beherrscht, öffnet das viele Türen. Manche junge Menschen haben damit Schwierigkeiten. Ihnen dabei zu helfen, sich zu verbessern, macht mir Spaß.

Wie empfinden Sie die Atmosphäre im Lette Verein Berlin?

Die Kommunikationskultur gefällt mir hier sehr  gut. Egal, ob von Kolleg*in zu Kollege*in oder zu den Abteilungsleitungen, der Direktion oder der Schulleitung und auch die Kommunikation mit den Schüler*innen: Man spricht  auf Augenhöhe und der Umgang miteinander ist von großer Wertschätzung  geprägt.

Welche besondere Situation gab es für Sie in den ersten Wochen?

Im Ausbildungsgang Metallographie behandelten wir einen Text, in dem es um einen inneren Monolog einer Frau in einer Beziehungskrise ging. Textinterpretation. Ein bis dahin von mir als eher zurückhaltend wahrgenommener Schüler blühte förmlich auf. » Jetzt kann ich richtig nachvollziehen, was in der Frau los ist! «, rief er und war wie ausgewechselt. Die Beschäftigung mit dem Text hat ihm offenbar ganz neue Einblicke in die weibliche Psyche gegeben. Das war einer der für mich bisher stärksten Momente im Lette Verein.

 

 

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